Mit Popcorn auf der Suche nach hungrigen Azubis

Es gibt sicherlich nicht DAS ultimative Rezept für die Gewinnung von Auszubildenden. Und auch wenn Mais mit Zucker gemischt zu leckerem Popcorn aufgehen: Für die Azubisuche geht dieses Rezept ganz sicher nicht auf. Ob ein Glücksrad vielleicht hilft? Die Schüler werden womöglich daran drehen, um den fünfzigsten Kugelschreiber einzusacken, aber sie werden ganz gewiss nicht vor lauter Enthusiasmus durchdrehen – geschweige denn aufgrund von Popcorn und Glücksrad eine Bewerbung abgeben. Und wenn das am Ende doch der Grund für die Bewerbung ist, dann hat das Unternehmen extrem viel falsch gemacht.

Die Ausbildungsmesse im Stadeum war mit 112 Ausbildungsbetrieben voll wie nie. Das zeigt: Der Drang für Unternehmen, hungrige Schüler als Azubis zu gewinnen, ist riesig. Doch 5 Popcornmaschinen und weitaus mehr Glücksräder zeigen auch: Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren nichts gelernt.

Schüler sind überfordert durch Informationsflut

Aktuelle Studien belegen, dass den Schülern klar der Durchblick bei der Berufswahl fehlt. Sie fühlen sich bei der Fülle an Informationen überfordert. Deshalb haben am Ende auch die Eltern einen großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder.

Mit dem Mund voller Popcorn lässt sich die Überforderung durch die Informationsfülle nicht lösen. Viel mehr geht es darum, die wirklich interessierten Schüler und Eltern durch Gespräche zu erreichen und zu überzeugen. Da braucht es kein Glücksrad und kein Popcorn, was lediglich wertvolle Zeit kostet, die am Ende für „echte“ Informationen fehlt.

Kreative Aktionen, die im Kopf bleiben

Wenn es schon eine Aktion sein soll, dann sollte sie auch mit dem Ausbildungsberuf oder mit dem Arbeitgeber zusammenhängen. Und die Aktion muss im Kopf bleiben. Wer das eindrucksvoll erleben möchte, dem sei die Messe „Berufsbildung“ in Nürnberg empfohlen. Dort zeigen viele Unternehmen den über 60.000 Besuchern an 5 Tagen, wie Aktion wirklich geht. Da dürfen angehende KfZ-Mechatroniker in Formel 1-Manier in Windeseile Räder wechseln, Maurer lassen in einer eigenen Handwerk-Halle ganze Hausfassaden entstehen und künftige Einzelhandelskaufleute dürfen gegeneinander im Schnell-Kassen-Scannen antreten – alles übertragen auf riesigen Videoleinwänden versteht sich. Popcorn gab es übrigens auch in Nürnberg, aber dann in Verknüpfung mit einem Kinoraum am Messestand, in dem die Schüler 2-Minuten-Filme zu erklärungsbedürftigen Ausbildungsberufen gucken durften. Stichwort „Aufklärung aufgrund der Informationsfülle“.

Es gibt also kreative Ansätze, die hängen bleiben. Eine von vielen Popcorn-Ausgabestellen zu sein, zeigt die Verzweiflung vieler Unternehmen. Und ob man in einem verzweifelten Unternehmen eine Ausbildung machen möchte: wohl eher nicht. Vielleicht sollten diese Unternehmen selbst an einem Glücksrad drehen, um als Hauptgewinn einen Auszubildenden zu ergattern. Die Chance auf eine Niete oder auf einen Werbe-Kugelschreiber wird jedoch höher sein.

Foto: ChatGPT

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.